Noma-Patient Daniel aus Dom II bei Gobo, Extrême-Nord Kamerun
Operationen finanziert durch Zusammenarbeit mit Partnerorganisationen
(von Mai bis August 2019 in der Schweiz behandelt)
Daniel Yimanga Buigida wurde am 3. Januar 1997 in Dom 2 bei Gobo geboren. Er erkrankte im Alter von 3 Jahren. Die Krankheit begann mit einem Abszess in seinem Mund und war zu dieser Zeit sehr schwer zu behandeln. Zuerst wurde er ins kath. Gesundheitszentrum von Gobo und danach in ein 12 Kilometer entferntes Krankenhaus im Tschad gebracht. Niemand wusste, woran der Junge litt und nichts konnte für ihn getan werden. Die Eltern überliessen die Behandlung des Abszesses schlussendlich einem traditionellen Doktor.
Daniels Gesicht deformierte sich von Tag zu Tag stärker. Nach mehreren Monaten stoppte der Fortschritt der Krankheit von alleine. Zurück blieb ein stark deformiertes Gesicht. Schmerzen hatte Daniel glücklicherweise keine mehr. Doch er konnte seinen Mund aufgrund einer Kiefersperre nicht mehr öffnen. Seine rechte Gesichtshälfte war aufgrund der Erkrankung komplett zerstört. Erst als wir Daniel im Mai 2017 fanden und ihm über seine Krankheit berichteten, bekam sie für ihn einen Namen: Noma. Eine schwere bakterielle Erkrankung, die sich auf der Mundschleimhaut entwickelt und von dort ausgehend andere Weich- und Knochenteile des Gesichts zerfrisst.
Daniel spricht seine Muttersprache Moussey und verstand einfache Worte auf Französisch. Sein Vater starb, als er 10 Jahre alt war. Seine Mutter Odile Nguendi kümmerte sich alleine um ihn. Daniel hat trotz der Entstellung die Grundschule abgeschlossen. Aus Geldmangel konnte er keine Sekundarschule besuchen. Er ist das 7. Kind einer Familie mit 8 Kindern, von denen bereits zwei gestorben sind. Nach Beenden der Primarschuljahre handelte er in der Trockenzeit mit dem Kauf / Verkauf von Hühnern. Während der Regenzeit betrieb er gemeinsam mit seiner Mutter Landwirtschaft, um sich selbst mit Lebensmitteln zu versorgen.
Daniel beschrieb seine Zukunft bei unserem ersten Treffen als sehr düster, da er mit einem entstellten Gesicht leben musste. Mehr noch, er konnte seinen Mund seit mittlerweile 17 Jahren nicht mehr öffnen und keine Nahrung kauen. Er führte das Essen in das durch die Krankheit entstandene Loch in seiner rechten Gesichtshälfte ein und schluckte unzerkaut. Einige Leute verspotteten ihn wegen seines Aussehens. Er hatte noch nie Menschen mit einer ähnlichen Deformation wie seiner gesehen und betete jeden Tag zu Gott, dass etwas für ihn getan werden könnte. Seine weiteste Reise, die er bis dahin jemals unternommen hatte, war in die Stadt Yagoua (50 Kilometer).
Daniels Evakuation und Operation in der Schweiz war unser bisher aufwändigstes Projekt, mit dem wir während 2 ½ Jahren immer wieder beschäftigt waren. Es zeigt, dass nicht nur die Operation, sondern die Organisation ebenso aufwändig ist. Damit Verbunden waren Sorgen, Ängste und Herausforderungen, ob wir es überhaupt jemals schaffen, ihm zu helfen. Daniels Dossier umfasst einen Bundesordner voller Unterlagen. Ashia war dafür zuständig, Daniel ein Geburtszertifikat, eine Identitätskarte und einen Pass sowie das Visum für seinen Aufenthalt in der Schweiz zu besorgen. Wir haben ihn mit Vorgesprächen in Kamerun auf die Operation vorbereitet und ihm erklärt, was auf ihn zukommt. In Kamerun wurden diverse Vorkontrollen, Röntgenbilder und Labortests ausgeführt. Als er nach ziemlich genau zwei Jahren für die Reise in die Schweiz bereit war, übernahmen wir das Busbillet über 1600 Kilometer von Gobo zum Flughafen Yaoundé. Wir waren für die Einladungsschreiben der Begleitpersonen zuständig, welche ihn auf dem Flug begleiteten und buchten sowie bezahlten sein Flugticket. Nach seiner Rückreise nahmen wir ihn in Yaoundé in Empfang. Wir meldeten ihn auf dem Schweizer Konsulat zurück und organisierten die Rückreise mit dem Bus in sein Dorf. Unsere gesamten Kosten für die Vor- und Nachsorge konnten wir dank grosszügiger Unterstützung des Lions Club Basel Käppelijoch finanzieren.
Wir sind sehr dankbar, dass wir es trotz vielen Herausforderungen geschafft haben, Daniel ein gesundes Leben zu schenken. Er ist seit August 2019 zurück in seiner Heimat, geht seinem gewohnten Leben nach und verkauft mittlerweile Telefonkarten auf dem Markt von Gobo. Dank neu gewonnener Gesundheit geht es ihm viel besser. Während seinem Aufenthalt in der Schweiz hat er viel dazu gelernt, was ihm in seinem weiteren Leben helfen wird. Sein Französisch hat sich stark verbessert. Er weiss, wie er für sich selbst sorgen kann und seine Narben und Zähne pflegen muss. Er hat an Selbstvertrauen gewonnen und geniesst sein neues Leben.
Ashia organisierte die Abwicklung in Kamerun bis hin zum Abflug und die Rückreise in sein Dorf. Die Evakuierung und Behandlung von Daniel konnten wir dank Zusammenarbeit und/oder finanzieller Unterstützung mit den folgenden nach alphabetischer Ordnung gelisteten Partnerorganisationen ausführen.