Anfang März 2017 erreichte uns ein Hilfeschreiben aus Balena, einem Dorf mit 15 000 Einwohnern in der Nähe von Batcham. Die E.E.C. (Eglise Evangélique du Cameroon) bat uns um Hilfe für einen Schulhausbau. Schon damals war ihre Schule mehr als baufällig und die Kinder wurden notdürftig in einem fast einstürzenden Gebäude unterrichtet. Ende März 2017 erlag das Gebäude schlussendlich nach einem heftigen Gewitter und starkem Sturm komplett. Das Dach wurde dabei vollständig abgedeckt und ein grosser Teil des Gemäuers stürzte ein. Nur wenige Tage später waren wir Anfang April 2017 persönlich vor Ort, um uns ein Bild der Situation zu verschaffen. Wir schienen genau im richtigen Moment gekommen zu sein... Denn wo würden die Kinder in Zukunft unterrichtet werden?
Wir erreichten Balena nach 10 Minuten Fahrt über eine Erdpiste, wobei wir in Balessing abbogen, wo die Teerstrasse endet. Als wir bei der eingestürzten Schule stoppten, dauerte es nicht lange, bis mehrere Dorfbewohner und Kinder auf uns zukamen. Das Schulgebäude war aus Erdblöcken und nicht stabil genug errichtet worden. Nun stand nur noch ein Teil davon. Die Bänke – ein Provisorium aus einfachsten Brettern – waren schutzlos dem Wetter ausgesetzt. Die Holzplatten mit aufgebrachter Wandtafelfarbe hatten die Lehrer in ein noch stehendes Gebäude getragen. 80 Kinder der 1. bis 4. Klasse hatten nun kein Klassenzimmer mehr. Sie waren bisher in einer «one-pot-soup»-Klasse (verschiedene Klasen im selben Raum) unterrichtet worden.
3 Lehrer und Frau Pastorin unterrichten in Balena. Auch sie kam zu uns, um sich mit uns zu unterhalten. Sie bat uns zusammen mit einer Handvoll wichtigen Dorfbewohnern in ein Haus in unmittelbarer Nähe der Schule. Bevor uns eine Flasche Merlot und Erdnüsse aufgetischt wurden, beteten alle gemeinsam dafür, dass ihr Ort Hilfe erhalten wird. Einmal mehr lag nun alle Hoffnung auf uns, dass wir ihnen helfen können. Frau Pastorin segnete uns und bedankte sich, dass wir uns Zeit genommen hatten, sie zu besuchen, um mit eigenen Augen zu sehen, wo ihr grosses Problem liegt. Sie erzählte, dass sie wirklich nicht wissen, wie es nun weitergehen soll. Sie seien einfach nur schon glücklich, dass wir ihre Sorgen verstehen und Zeuge von ihrem Problem sind.
Wir hatten zwischenzeitlich bereits entschieden, dass wir Balena helfen möchten. Denn dank einem Sponsor unserer Region hatten wir die finanziellen Mittel dafür vorhanden. «Wie viel Zeit braucht ihr, wenn wir euch finanziell helfen? Und was ist euer eigener Anteil?» waren nun unsere Fragen. Ihr eigener Anteil bestand im Erstellen der Zementblöcke. 4000 Stück an der Zahl. Plus Wasser und Essen für die Arbeiter beschaffen und auf die Baustelle bringen. Schnell war man sich einig, dass es so in wenigen Monaten machbar sein wird, ein neues Gebäude zu errichten. Frau Pastorin fügte dem Gespräch bei, dass sie in der Kirchgemeinde bereits das Geld für einen kompletten Lastwagen voller Steine gesammelt hatte. Sie hoffte, dass sie zudem in der Lage ist, Geld für zwei Lastwagen voller Sand zu beschaffen. Nun ging es bereits an die Feinplanung des Neubaus. Pfarreiältester Joseph Kuekou bot sich gemeinsam mit Lehrerin Madame Sidonie an, diesen zu koordinieren. Damit brachten wir es auf den Punkt, dass wir einverstanden sind und ihnen helfen, eine neue Schule zu errichten. Der Startschuss für den Neubau war gefallen.
Anfang Januar 2018 waren wir wiederum persönlich vor Ort. Der Neubau war zwischenzeitlich erfolgreich fertiggestellt worden und erfreute uns riesig. Die Dorfbewohner hatten uns sehnsüchtig erwartet und für uns einen eindrücklichen Empfang zur offiziellen Schuleröffnung vorbereitet. Tänzer mit und ohne Masken sowie Musiker der Region verwöhnten unsere Augen und Ohren und wir fühlten uns im Gewühl der Bewohner erneut sofort aufgenommen. Die Kinder begrüssten uns mit Blumen und Gesängen und alle freuten sich riesig, dass der Neubau gemeinsam hatte realisiert werden können.
Der Präsident der PTA (Parents Teacher Assistent) eröffnete die Feier mit seiner Rede und zog Resümee über die vergangenen Monate. Wie wir gekommen waren, ihre Not gesehen und sofort geholfen hatten. Dieses Gebäude ist gemäss seiner Aussage das allerschönste und stabilste seit 1939! Alle sind sehr dankbar und angetan. Sie teilten mit, Ashia und vor allem der Spender dieses Gebäudes werde für immer in ihren Herzen bleiben. Zudem teilten sie mit, dass wir ab sofort Töchter und Söhne von Balena sind. Dieser Rede folgte eine Ansprache des Pfarrers und des Dorfchefs. Sie alle waren gleicher Meinung, wie sehr sie gesegnet sind über eine derartige Unterstützung für ihre Kinder. Auch wenn ihnen die Worte fehlten für das, was sie fühlten, spürten wir sofort, hier das Richtige getan zu haben. Denn nur wenn man sein Leben mit einer soliden Grundausbildung starten kann, hat man eine positive Zukunft vor sich.
Inzwischen werden in Balena 135 Kinder unterrichtet. In unserem Neubau finden die erste und die zweite Klasse Platz. Das Gebäude besteht aus zwei Schulräumen mit stabilen Eisentüren. Das Fundament dieses Gebäudes musste tiefer als an anderen Orten gelegt werden, da der Boden des ganzen Geländes sehr instabil ist. Die Bauleute verwendeten ausschliesslich gutes und teures Baumaterial und wir gehen davon aus, dass dieses Gebäude über viele Jahre von unzähligen Kindern benutzt werden kann.
Dimensionen:
Aussenmasse: 12,45 x 5,3 Meter
Innenmasse eines Klassenzimmers: 6 x 5 Meter
Veranda: 12,45 x 2 Meter
Kosten:
Die gesamten Baukosten inklusive Bemalung beliefen sich total auf zirka CHF 10 000.–.
Zeitfenster:
Projekt-Start (Zusage und Geldübergabe): April 2017
Projekt-Fertigstellung: September 2017
Offizielle Ashia-Übergabe: Dezember 2017
Hauptsächlich benötigte Materialien:
4000 Blöcke aus Zement, 110 Pack Zement à 50 kg, 120 Stangen Armierungseisen,
60 Dachlatten, 68 Zink-Bleche für das Dach, 50 Latten für das Baugerüst, 2 Eisentüren