Nachdem wir im Mai 2023 wieder persönlich nach Mbetta reisen konnten, gibt es Neuigkeiten. Ganze fünf Jahre hatten wir wegen politischen Unruhen nicht mehr hinfahren können.
Der Aufbau unserer Entbindungs- und Krankenstation mit Operationssaal verzögert sich zwar viel mehr als uns lieb ist, doch es wird – wir bleiben alle zuversichtlich – zu einem guten Abschluss kommen. Denn allzu viel fehlt nicht mehr. Der Krieg, eine Verschüttung der Strasse, unerwartet hohe Transportkosten, eine absolute Fehlberechnung seitens der Bauunternehmung, angestiegene Materialpreise sowie die zu zahlenden Gelder an die Separatisten und das Militär haben unser Projekt vorübergehend zum Stillstand gebracht und einiges an Mehrkosten generiert. Wir werden jedoch in der Lage sein, diese mit Rückstellungen zu finanzieren.
Derzeit warten wir, bis der Regen aufhört und die Piste abgetrocknet ist, denn aktuell ist kaum ein Durchkommen. Das Projekt wird im Anschluss vor Ort neu berechnet und wir setzen uns mit allen Mitteln dafür ein, dass die beinahe fertige Baustelle endlich abgeschlossen werden kann. Der neue Bischof von Mbetta und der ehemalige, der zwischenzeitlich zum Erzbischof von Bamenda gewählt wurde, haben uns ihre Mithilfe zugesichert und werden das Projekt in unserem Auftrag fertigstellen. Das komplett abgeschnittene Tal braucht das neue Spital so sehr und wir erwarten mit Vorfreude die Eröffnung. Vielen Dank an alle SpenderInnen für ihre Geduld!
Projektbeschreibung:
(zur Zeit in der Bauphase) Mbetta befindet sich mitten im tropischen Regenwald in einem von der Umwelt abgeschnittenen Talkessel. Die Region liegt in ländlicher Umgebung und gehört zum Südwesten des Landes. Der Ort erstreckt sich über eine riesige Fläche von geschätzt 2000 Quadratkilometern. Das Gebiet besteht aus Hügeln bis 1200 m ü. M. und Täler auf 300 m ü. M. Das Klima ist tropisch, heiss und feucht. Dank hohem jährlichen Regenfall ist Mbetta reich an frischen Wasserquellen und Flüssen.
Mitten im Dschungel Kameruns bot Mbetta keinerlei Infrastruktur und ist leider bis heute einer der unerschlossensten und rückständigsten Orte der Region. Kommunikationsmöglichkeiten wie Post, Festnetztelefon, Handy und Internet sowie Elektrizität fehlen. Der nächst grössere Handelsmarkt liegt 35 Kilometer entfernt. Dieser Ort namens Santchou ist ausschliesslich in der Trockenzeit mit einem Allradfahrzeug oder Motorrad auf einer sehr einfachen Piste und über schwieriges Gelände befahrbar.
In Mbetta wohnen über 20 000 Bewohner. Sie leben verstreut in den Wäldern in kleineren und grösseren Dörfchen von 100 bis 1000 Menschen. Wenn ein Patient ernsthaft erkrankt, wird er zu Fuss und meist während Stunden auf einer Tragbahre – angefertigt aus Bambushölzern – ins Gesundheitszentrum gebracht. Fast alle Bewohner sind einfachste Bauern, die mehr oder weniger von der Aussenwelt abgeschieden leben. Sie pflanzen vor allem Kakao, Bohnen und Palmöl an. Die Leute leben trotz der extrem schwierigen Umstände glücklich. Denn sie haben rein nichts, womit sie sich vergleichen können.
Wir haben die Bewohner von Mbetta bei unserem ersten Besuch im September 2016 als enorm sozial, liebenswert und freundlich kennen gelernt. Aus allen Hütten, den Schulen und weiteren angrenzenden Dörfern kamen Kinder und Erwachsene und umzingelten unseren Helikopter, als wir sie erreichten. In den Minuten, während wir warteten, bis die Rotoren still standen, versammelte sich eine unglaubliche Menschenmenge rund um uns. Das ganze Dorf schien gekommen zu sein! Der Fon (König) des Ortes teilte mit, er habe schon lange von diesen «Weissen» gehört, die ihre Schule im Dezember 2014 vor dem Aus gerettet hätten. Er dankte von Herzen für das, was wir bereits für Mbetta getan hatten. Und auch er wusste zu wiederholen, sie hätten aktuell drei grosse Probleme: Problem 1: die schlechte Strasse. Problem 2: die schlechte Strasse. Problem 3: die schlechte Strasse. Wäre die Strasse besser, könnte jegliches Material einfacher transportiert werden und sie wären nicht mehr abgeschnitten vom Rest des Landes. Da waren sich alle einig.
Zu Fuss gingen wir gemeinsam auf ein Feld, worauf einige Zementblöcke bereit standen. Die Spitalarbeiter zeigten uns, wo sie 4 Jahre zuvor begonnen hatten, ein neues Gebäude zu errichten. Jemand hatte ihnen versprochen, ein neues Gesundheitszentrum zu finanzieren. Die riesige Enttäuschung stand ihnen ins Gesicht geschrieben, dass aus diesem Projekt nichts geworden war. Nun steht ein halbfertiges Werk da, das mit dieser bereits begonnenen Arbeit nicht mehr vollbracht werden kann, denn die Zementblöcke stehen schon viel zu lange im Regen. Doch die Hoffnung war in Mbetta noch nicht gestorben, dass eines Tages die dringend benötigte Hilfe für sie kommt.
Das erste Gesundheitszentrum von Mbetta wurde 1960 mit einer kleinen Apotheke und einer Geburtsabteilung eröffnet. Damals herrschte in dieser Region eine enorme Sterblichkeitsrate an Müttern und Babys und generell viele Todesfälle. Jährlich wiederkehrende Krankheiten wie Masern, Keuchhusten, Durchfallerkrankungen, Malaria und die Schlafkrankheit kosteten regelmässig einer grosse Anzahl von Kindern und Erwachsenen das Leben. Alleine in einem Jahr starben damals 420 Kinder an Masern.
Nachdem die katholischen Franziskaner Schwestern das Gesundheitszentrum ins Leben gerufen hatten, konnte jährlich ein deutlicher Rückgang von heilbaren Krankheiten festgestellt werden. Im Gesundheitszentrum arbeiten momentan 23 Personen. Sie pflegen Patienten vor Ort sowie ambulant in 3 Aussenstationen, führen Impfungen und Behindertenrehabilitation durch, betreiben eine Kinderfürsorgeklinik, leisten Aufklärungsarbeiten und Beratung über HIV und Gesundheitsvorsorge und behandeln Malaria sowie Wurmerkrankungen. Eine kleine Solaranlage unterstützt die Arbeiten. Im vergangenen Jahr wurden rund 9500 Patienten behandelt und konsultiert.
Nach und nach konnten die Leistungen wie grundsätzliche Medizin, Gynäkologie, Geburtshilfe sowie Kinderheilkunde verbessert und ein Labor eröffnet werden. In der Mütterberatung werden Schwangere vor und nach der Geburt betreut. Diese kommen meistens zwei Wochen vor dem erwarteten Geburtstermin ins Gesundheitszentrum. Denn sie wollen sicher sein, dass sie das Spital rechtzeitig erreichen, falls die Wehen einsetzen, um nicht mitten im Busch gebären zu müssen.
Der grösste Erfolg während der letzten Jahrzehnte sind die inzwischen nahezu ausgerotteten Krankheiten wie Diphtherie, Keuchhusten, Starrkrampf, Masern, Kinderlähmung und Tuberkulose. Die grundsätzliche Hygiene und Ernährungsweise der Bewohner wurde stark verbessert. Die Schlafkrankheit konnte dank dem Gesundheitszentrum und dem Staat komplett ausgerottet werden.
Mbetta benötigte dringend ein neues Gesundheitszentrum. Die auszuführenden Spitalarbeiten gestalteten sich schwierig. Es wurde über Jahre in einem temporären, baufälligen und abbruchreifen Gebäude praktiziert, welches vor 57 Jahren ursprünglich als Schule und kleiner Verkaufsladen errichtet worden war. Mit der angestiegenen Bewohnerzahl des Ortes fehlte es an Unterbringungsräumen für die Patienten.
Von unserem Neubau können auch Bewohner der Nachbarschaftsorte Santchou und Melong profitieren. Der Gesundheitsservice kann stark verbessert werden. Zudem mangelte es an grundlegenden und wesentlichen Ausrüstungen wie einer Ultraschall-Maschine, um Geburtskomplikationen rechtzeitig weiterverweisen zu können. Es fehlten Gaskühlschränke, Blutanalysegeräte und weitere einfachste Arbeitsgeräte.
Wenn den Patienten nicht in Mbetta geholfen werden kann, werden sie über 115 Kilometer ins nächste Spital nach Dschang verwiesen. Von dort werden sie oft weiter geschickt nach Njinikom (350 Kilometer) oder Kumbo/Shishong (400 Kilometer). Solche Entfernungen erschweren den Einwohnern den Zugang zu erschwinglicher Gesundheit. Sie können sich diese weiten Reisen nicht leisten. Zudem sterben viele während des fünfstündigen und anstrengenden Transportweges zu Fuss aus dem Urwald zum nächstgelegenen motorisierten Transportmittel.
Die Bewohner verwöhnten uns während unseres Aufenthaltes mit traditionellen Tänzen, Gesängen und Musik. Die Trommeln, die Stimmen, die Farbenpracht, die schwitzenden Tänzerinnen und Tänzer… wir waren fasziniert und die Begeisterung war uns sicherlich ins Gesicht geschrieben. Diese Menschen hatten vermutlich das Gefühl, sie könnten uns ihren Dank niemals zurückgeben. Doch was sie mit diesen Darbietungen für uns taten, war viel mehr als Geld wert! Uns wurde bewusst, dass wir soeben einmal mehr etwas hatten erleben können, das niemand in einem Reisekatalog buchen oder mit Geld kaufen kann. 100% reine und ursprüngliche Kultur, unverdorben von jeglichem Tourismus und unbezahlbar. Lebensfreude pur. Ein unvergessliches Dankeschön... Wir hatten uns endgültig in Mbetta verliebt!
Mit diesem Neubau werden eine Entbindungsstation, eine Krankenstation und ein kleiner Operationssaal errichtet sowie grundlegende medizinische Arbeitsgeräte angeschafft. Nachdem Mbetta in früheren Jahren eine extrem schlechte Gesundheitssituation und in den vergangenen Jahren viele Rückschläge erleiden musste, ist dieser neue Spital die Erfüllung eines Traums jeden Bewohners. Ihre ganze Hoffnung lag in der Hilfe von uns, was wir ihnen glücklicherweise dank unseren grosszügigen Spendern nun ermöglichen können.
Kosten:
Die gesamten Baukosten inkl. einiger grundlegenden Arbeitsgeräte sowie einer einkalkulierten Reserve belaufen sich total auf zirka CHF 263 000.–.
Anteil Eigenleistung der Franziskaner Schwestern: CHF 111 000.–, Grundstück und bestehende Einrichtungsgegenstände sowie Organisation und Kontrolle aller ausgeführten Arbeiten.
Unser Anteil: CHF 152 000.–
Während unserer aktiven Spendensammlung über 13 Monate schafften wir es, die unglaubliche Summe für die Realisation dieses Grossprojektes per Anfang 2018 zusammen zu bekommen. Wir bedanken uns von ganzem Herzen bei allen SpenderInnen in der Sprache der Einheimischen mit einem freudigen «Elaka oo»!
Obwohl unser Fundraising für dieses Projekt längst abgeschlossen war, konnten wir den unerwarteten Preisanstieg durch den vor Ort ausgebrochenen Krieg und die dadurch eingehenden Korruptionsprobleme in der Region ausbügeln. Wir investierten im Januar 2021 weitere CHF 25 000.–, damit der Bau fortgesetzt werden konnte.
Dieses Projekt konnten wir vor allem dank folgenden grosszügigen Spendern realisieren:
– röm.-kath. Kirchgemeinde Freienbach und Sammelprojekt 2017 der Pfarreien Freienbach/Wilen/Bäch
– unser Benefizkonzert zu Gunsten von diesem Projekt
– Firma M. Helbling AG, Neuhaus
– Geburtstagssammlungen Felix, Anton & Marlies Bruhin
–
eine Stiftung unserer Region
– Familie Alexander Walker
–
Augusta-Raurica-Loge, Basel
–
Trauerspenden Anna Diethelm, Galgenen
–
kath. Pfarramt Einsiedeln
– ref. Kirchgemeinde Münchenstein
– kath. Pfarramt Uznach
– sowie unzählige private Geburtstagssammlungen und Spenden
WIR DANKEN ALLEN SPENDERN VON GANZEM HERZEN!!!
Erster Schritt:
Damit wir für diesen Neubau bereit waren, liessen wir ab August 2017 die Reparatur der Strasse über 25 Kilometer nach Mbetta ausführen.
Sobald die Trockenzeit eingesetzt hatte, wurde während 3 Monaten mit der Strassenreparatur und Instandsetzung begonnen.
Die gesamte Strecke wurde von einem Planierfahrzeug geöffnet und verbreitert. Über insgesamt 4 Kilometer wurden zudem die schlechtesten Pistenstrecken mit Steinen, Beton, Sand und Zement ausgebessert.
Da von einer Strassenreparatur alle Dorfbewohner profitieren können, bevorzugten wir diese Variante und verzichteten auf den Kauf eines fast genauso teuren Unimogs für den Transport unseres gesamten Materials. Die Kosten für die Reparatur beliefen sich total auf 33 300 CHF, woran die Dorfbewohner ihren eigenen Anteil von CHF 6800.– beisteuerten.
Unser Anteil: CHF 26 500.–.
Zweiter Schritt:
Nachdem die Strasse in Stand gesetzt war und zum ersten Mal eine Planierraupe bis ins «Zentrum» von Mbetta gefahren war, war das Dorf vollends aus dem Häuschen vor Freude. Das Planierfahrzeug rodete gleichzeitig den Platz für den Neubau unseres Spitals, der derzeit in vollem Gange ist. Die bestehenden Baupläne von 2016 wurden zeitgleich den aktuellsten Gegebenheiten angepasst, denn die Franziskaner Schwestern konnten über das Jahr 2017 weitere Spendengelder mobilisieren, damit dieses gemeinsame Grossprojekt noch grösser als ursprünglich geplant realisiert werden kann.
Einrichtungsgegenstände:
Einige Gegenstände und Krankenbetten können aus dem vorhandenen Spital übernommen werden.
Weitere grundlegende Arbeitsgeräte wie Ultraschallgerät, Mikroskop, Geburtsbett, Laborzubehör und zusätzliche Krankenbetten können mit unserem Projekt angeschafft werden.
Zeitfenster:
Projekt-Start der Strassenreparatur/Instandsetzung: August 2017
Projekt-Start der Gebäude (Zusage und Geldübergabe): Anfang 2018
Projekt-Fertigstellung: aufgrund des im Mai 2018 ausgebrochenen Krieges vor Ort verzögert
Offizielle Ashia-Übergabe: noch nicht geplant